Corona

So langsam erwischt es jeden aus meiner Familie mal. Meine dritte Tochter, die inzwischen 30 Jahre alt ist, hat es dann auch erwischt am 9. August und den ersten Tag war das echt harmlos. Aber dann ging es los. Sie bekam furchtbare Halsschmerzen, Husten, Fieber und Gelenkschmerzen. Gut dass sie nur 5 Minuten von hier entfernt wohnt. Ich bin dann gleich mal mit ihrer Krankmeldung zu ihrer Arbeit gefahren, habe in der Nähe in der Apotheke noch Sinupret, Neoangin und Paracetamol gekauft.

Das volle Programm habe ich ihr dann hoch in die Wohnung gebracht und mich selbst mit einer FFP-2-Maske geschützt. Wer mich kennt, weiß, dass ich mir über die vielen Jahre hinweg eine Menge Wissen über Naturheilkunde und Homöopathie angeeignet habe. Und glaubt mir, jeder Corona-Infizierte hat andere schwerpunktmäßige Symptome.

Bei ihr fing dann am dritten Tag die totale Verschleimung in den Bronchien mit üblen Kopfschmerzen an, die Halsschmerzen und der Schnupfen gingen zurück. Wenn ich Kopfschmerzen beim Husten bekomme, dann sind immer die Bronchien dicht, so war es auch bei ihr.

Als sie mir eine angsterfüllte Sprachnachricht schickte mit: „Mama, Hilfe, ich ersticke.“, bekam ich erst mal übel Herzrasen. Gut, dass ich seit Jahren meditiere und Atemtechniken beherrsche. Ich reduzierte ganz sachte meine innere Aufregung und meinte dann nur: „Okay, schreib mir auf was deine Symptome sind. Dann atme ich dir jetzt mal vor, wie du langsam die Luft ausatmen und einatmen kannst. Versuch deine Panik zu reduzieren. Es hört sich an, als wenn deine Bronchien zugehen. Dann musst du deine Atmung anpassen, wie ich das bei einem Asthmaanfall mache.“

Nachdem sie mir alle Symptome geschickt hatte, stellte ich fest, wir müssen da jetzt anders dran gehen. Sinupret muss weg, Neoangin auch. Dann brachte ich ihr Bronchicum vorbei. Zum Einreiben habe ich ihr 31-Kräuteröl von Just eingepackt und Thymianbalsam von Just….gut dass ich immer alles habe. Das Kräuteröl von außen auf alle Nebenhöhlen (Kiefer, Nase, Stirn) und die Nasenflügel leicht einreiben. Den Thymianbalsam auf die Brust einreiben und ruhiges, gleichmäßiges Atmen üben.

Wenn man seine 25 Jahre jüngere Tochter soooo röcheln hört, dann muss man sich echt zusammenreißen, um sich nicht von der Panik wegspülen zu lassen. Das ist nicht einfach!

Ich schickte ihr mehrmals Sprachnachrichten, die sie beruhigten und sagte im Brustton der Überzeugung: „Zusammen schaffen wir das. Alles wird gut.“

Leute, wenn man mit Kranken zu tun hat sind die wichtigsten Werkzeuge Zuversicht und Aufmunterung. Es hat noch nie jemandem geholfen, wenn man dann auch ausgeflippt ist. In der nächsten Nacht ließ ich mein Handy an und schaute stündlich da drauf, um zu sehen wann sie zuletzt online war (gut, wenn dein Mitmensch Whatsapp so eingestellt hat, dass du das sehen kannst). Sie hatte mir ihren Wohnungsschlüssel für Notfälle gegeben. Im Ernstfall konnte ich da rein, ihr helfen und ich hätte das getan, ohne Rücksicht auf eine erneute eigene Infektion. Shit happens.

Am nächsten Tag, nachdem sie lange geschlafen hatte, bekam ich eine Sprachnachricht und hörte gleich, dass sie besser Luft holen konnte. Uff…das hat mich sofort beruhigt. Ich habe dann mal zwei Stunden mittags auf der Couch gepennt.

Die nächsten beiden Tage habe ich sie dann noch regelmäßig aufgemuntert, sie hat weiter den Schleimlöser genommen und mit dem 31-Kräuteröl auch inhaliert und dann wurde es langsam besser. Nur zu lange durfte auch sie nicht liegen bleiben. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Muskulatur schwächer wird bei Corona, wenn man nur rumliegt. Muskeln hat man ja auch um die Organe herum, nicht nur zum optischen Verschönern. Wenn die schlapp werden, dann ist nix mehr mit gutem Abhusten.

Also habe ich ihr regelmäßige langsame Bewegung , frische Luft und Sonnenlicht verordnet😉 und sie mit lustigen, positiven und verrückten Ideen und Geschichten aufgemuntert.

Ergebnis: Am 5. Tag nach dem positiven PCR-Test war sie bereits negativ und durfte endlich wieder spazieren gehen. Ich glaube die Aussicht auf gemeinsames Eisessen hat zur Heilung deutlich beigetragen 😂

Jetzt ohne Quatsch, wenn man eine positive Einstellung hat, dann werden die Immunglobuline A erhöht. Das haben Ärzte festgestellt. Ich habe mir immer eine fröhliche Musikliste auf die Ohren gedröhnt….das hat meine Tochter auch gemacht……und das Immunsystem arbeitete gleich viel besser. Ihr merkt das. Und das, obwohl sie bisher nur zwei Impfungen hatte und nicht wie ich drei.

Es hat noch drei Tage gedauert und dann ging die körperliche Schwäche durch die regelmäßige Bewegung langsam weg. Heute ist sie wieder putzmunter und hat keine bleibenden Symptome.

Wie sage ich immer: „Es dauert genauso lange einen positiven Gedanken zu denken, wie einen negativen. Also warum nicht gleich positiv?“

Ich hoffe, ihr seid alle gesund. Sorgt gut für euch, geht regelmäßig spazieren und genießt die Sonnenstrahlen. Die sind gut für eurer Immunsystem, wenn ihr es nicht übertreibt.

Das Ende der Ferien naht…

…und wir haben noch gar keine Lust darauf. Aber uns geht es sicher wie vielen anderen.

Zu Beginn der Ferien, gerade in der zweiten Woche, haben mein Mann und ich uns mit Corona angesteckt. Gut, dass wir wieder mal soviel um die Ohren hatten, dass wir keinen Urlaub gebucht hatten. Wir wollten mit Sarah lieber Tagesausflüge machen. Das mag sie ohnehin viel lieber, als wenn sie komplett aus ihrem Alltag rausgerissen wird.

Eine Woche vor Ferienbeginn haben wir auch endlich Sarahs Diagnose erhalten. Sarah hat eine Autismus-Spektrum-Störung im Bereich des Asperger Syndroms und eine generalisierte Angststörung. Endlich was, was wir greifen und angehen können.

Die erste Woche haben wir also erstmal mit lange Schlafen, gemütlich Zeit verbringen und ein paar Ausflügen verbracht. Und dann kam der Coronavirus.

Mein Mann dachte er hätte nur eine leichte Erkältung und machte sich keine Gedanken, bis die Halsschmerzen unangenehmer wurden. Er machte einen Test, der positiv ausfiel. Ich versuchte mich soweit wie möglich zu isolieren. Doch zwei Tage später war auch mein Test positiv und während mein Mann zwar etwas langsamer aber immer noch hier im Haus und Garten arbeiten konnte, warf mich der Virus auf die Couch bzw. ins Bett zurück mit 4 Tage hohem Fieber, Gelenkschmerzen, unangenehm starkem Schnupfen und Verschleimung.

Drei Tage lang versuchte ich mich mit Ausruhen wieder auf die Füße zu bekommen, doch je mehr ich lag und nichts tat, desto schwächer wurde ich. Also kramte ich mein Wissen über ganzheitliche Behandlung raus und setzte mich am dritten Tag in den Garten, tankte Sonnenstrahlen, um mein Immunsystem mit Vitamin D aufzuladen, und bewegte mich innerhalb von unserem Garten jeden Tag mehr. Dazu nahm ich Sinupret um den Schleim zu lösen, rieb von aussen auf die Nebenhöhlen das 31-Kräuteröl von Just und trank viel Ingwertee. Von da an merkte ich, wie es mir langsam besser ging. Als ich nicht mehr positiv war merkte ich sehr schnell, dass jedes Ausruhen mich wieder mehr schwächte, also gingen wir jeden Tag mindestens 12.000 Schritte spazieren, saßen tagsüber im Garten und sorgten dafür, dass wir unsere Fitness zurück erhielten. Der Plan ging auf. Wir haben das Ganze ohne große Langzeitfolgen überstanden.

Ich kann nur jedem raten mit Corona nicht zu schwächeln und sich ständig hinzulegen. Versucht eure Bewegung beizubehalten, damit ihr nicht schlapp macht. Mir hat es geholfen. Ich habe das Gefühl, dass der Virus, im Gegensatz zu einer Grippe, auf Reglosigkeit mit weiterer Schwächung des Immunsystems einhergeht.

Lothar konnte seinen Urlaub um die Krankheitstage verlängern und so konnten wir wenigstens noch ein bisschen gemeinsame Freizeit geniessen. Auch Sarahs Geburtstag haben wir mit ihren Schwestern gefeiert. 😊

Sarah blieb vom Virus vollständig verschont. Die hat echt ein gutes Immunsystem und hat sich weit genug von uns fern gehalten um sich nicht anzustecken. Manchmal hat ihre Selbstisolation im Zimmer auch ihre guten Seiten 😂

Jetzt sind die Ferien übermorgen vorbei und ich habe gar keine Lust auf Normalzeit. Vor allem weil ich jetzt der Schule erklären muss welche Auswirkungen die Diagnosen haben. Nachdem ich von der bisherigen Abteilungsleiterin ein Schreiben erhielt, in dem stand dass Autismus nichts mit Sport zu tun hätte…..was bei der Psychiaterin und unserer Kinderärztin erstauntes Kopfschütteln und große Augen verursachte, sehe ich mich in der Pflicht jetzt etwas mehr Aufklärungsarbeit in der Schule zu betreiben.

Seufz……gut dass ich nicht mehr arbeite. Jetzt habe ich ja Kapazitäten dafür frei. Obwohl ich zugegebenermaßen lieber zeichnen und musizieren würde.

Ich wünsche euch allen einen schönen letzten Ferientag.

Frühstücksbrote

Nach dem letzten Beitrag fragen sich sicher einige, wie denn meine Schulzeit verlaufen ist, dass ich solch harte Bandagen bekommen habe. Nun meine Schulzeit in Hürth in der Grundschule verlief….wie soll ich es ausdrücken…nicht ganz reibungslos.

Meine Mutter musste meinen 5 Jahre jüngeren Bruder versorgen und dementsprechend musste ich nach einmaliger Begleitung jeden Morgen alleine zur Schule gehen und auch wieder zurück. Wäre die Schule so schlau gewesen einen zweiten Ein- und Ausgang hinter der Schule am Zaun zu unserem Wohngebiet einzurichten, wär ich in ein paar Minuten in der Schule gewesen. So jedoch dauerte dieser „Rundwanderweg“ satte 20 Minuten.

Jeden Morgen musste ich durch die Durchfahrsperre den Schulhof betreten und freute mich auf den neuen Schultag…..bis er mir begegnete. Ich weiss nicht, wie er mich entdeckt hat und warum er der Meinung war, ich sei ein geeignetes Opfer…..doch die Wahl seiner Ausbeutungsversuche fiel nunmal auf mich.

Meine Mutter machte mir jeden Morgen ein Brot und gab mir einen Apfel mit in einer schönen Brotdose. In der Schule bekamen wir Milch oder Kakao dazu. Die Brotdose hatte ich sicher verstaut in meinem schönen Ranzen und stiefelte wie jeden Morgen Richtung Schule. Von weitem konnte ich an diesem Morgen einen sehr großen blonden Jungen sehen, den ich mit den Schülern aus einer vierten Klasse mal auf dem Schulhof gesehen hatte. Er war also ein Viertklässler und kein I-Dözchen wie ich. Der Blondschopf stand an der Durchfahrsperre zum Schulhof und zuerst mal dachte ich, der wartet auf einen Freund.

Pustekuchen. Der wartete auf mich. Er versperrte mir den Weg, sah gehässig auf mich runter. „Gib mir dein Pausenbrot sonst verhaue ich dich.“ Ich sah ihn trotzig an und meinte: „Das ist mein Pausenbrot, lass dir von deiner Mutter eines machen.“

Ich wollte mich an ihm vorbeischieben, doch er stellte sich mir in den Weg und gab mir eine Ohrfeige. Mein Gesicht brannte und mit Tränen in den Augen gab ich ihm mein Brot. Den Apfel nahm er mir nicht weg. Das war nur Obst. Dann ließ er mich vorbei.

Den ganzen Tag über konnte ich mich in der Schule kaum konzentrieren. Ich überlegte krampfhaft, ob das eine einmalige Geschichte sein würde oder ob das jetzt öfter passieren würde. In der Pause suchten meine Augen nach ihm und ich hielt mich weitestgehend von ihm fern. Aber ich merkte, dass er mir nachsah.

Das schien nicht so lustig zu werden hier in der Schule.

Von diesem Tag an wurde das eine Wiederholungsgeschichte. Jeden Morgen wartete der Blonde auf mich an der Durchfahrsperre, verlangte mein Brot und knallte mir eine, wenn ich das nicht freiwillig rausrückte.

Nach einem Monat wurde mir das echt zu blöde. Ich suchte hinter der Schule nach einem anderen Weg, fand ein Loch im Zaun, kletterte da durch und schon stand er wieder vor mir und verlangte mein Frühstück.

Ich wär wahrscheinlich ewig ohne Frühstück in der Schule geblieben, wenn mir nicht nach drei üblen Monaten der Gedanke gekommen wäre, dass das so einfach nicht weiter gehen konnte. Inzwischen hatte ich eine heftige Abneigung gegen blonde Jungs entwickelt, die sich übrigens bis über meine Teenagerzeit gehalten hat (keiner meiner Freunde war jemals blond). 😂

Eines Morgens wachte ich auf, ich war wütend. So wütend, dass ich mir meinen Ranzen über die Schulter warf und meine Mutter mir erschrocken hinterher sah.

Ich stampfte zur Schule. Es reichte mir endgültig.

Ich kam vor dem Schulhof am Parkplatz an und da sah ich ihn schon, dieses häßliche blonde Dickerchen, der wieder an der Durchfahrsperre wartete um mein Pausenbrot zu kassieren. Mir war klar dass ich ewig weglaufen musste, wenn ich das Problem nicht alleine bewältigt bekam. Ich hatte keine Lust mehr von diesem Idioten malträtiert zu werden. Also ging ich auf ihn zu. Ich sah nicht mehr zu Boden, ich blickte ihm in die Augen während ich auf ihn zuging.

„Los, gib mir dein Brot“, sagte er.

„Nein“, meinte ich nur. Ich trug meinen Ranzen auf dem Rücken. Er kam auf mich zu und ich sprang an ihm hoch, wickelte meine Beine um seine Hüfte und griff in seinen blonden Haarschopf und bekam ein ganzes Haarbüschel zu greifen. Mit der anderen Hand verstärkte ich meinen Griff und liess mich mit meinem ganzen Gewicht runter auf den Boden fallen ohne sein Haarbüschel loszulassen. Das hatte ich dementsprechend dann auch noch in den Händen als ich am Boden lag und hörte, wie der Blonde vor Schmerz winselte. Ich schüttelte die blonden Überreste seines Haarbüschels auf den Boden, streifte meine Hände an meinem Rock ab und sagte: „Lass mich durch.“

Winselnd und mit einer 5-Mark-Stück großen kreisrunden Wunde am Kopf und blutend ließ er mich durch. Das war das letzte Mal, dass mir irgendwer mein Pausenbrot abgezogen hat. Er hat mich übrigens bis zum Ende seiner Grundschulzeit auf dem Schulhof immer gemieden. Ich denke er hat seine Lektion gelernt….so wie ich meine. 😂

Ja, es hätte vielleicht geholfen die Erwachsenen um Hilfe zu bitten. Aber zu dem Zeitpunkt hatten Eltern noch nicht diese Helikopter-Ideologie. Da musste man sich selbst durchwurschteln. Wenn du Prügel bekommen hast, dann hieß es einfach: „Wehr dich.“ Das habe ich getan.

Danach war ich jedenfalls davon überzeugt, dass ich mir selbst helfen konnte und das war gut so.

Gewalt in der Grundschule meiner Tochter

Ein Thema, das viel zu oft verschwiegen und noch häufiger verharmlost wird. Heute erzähle ich euch eine Begebenheit an der Grundschule meiner ältesten vier Töchter, das ist jetzt ca. 24-25 Jahre her. Die Namen der Beteiligten habe ich bewusst verändert, damit mich nicht nachher einer verklagt. Die beteiligten Personen werden sich sicherlich in den Schilderungen wiedererkennen 🤣

Meine Älteste muss in der zweiten bis dritten Klasse einer Grundschule im Rhein-Erft-Kreis gewesen sein. Diejenigen, die mich kennen wissen welche Schule ich meine. Meine Tochter kam weinend am Mittag nach Hause. Es war Betreuung von 8-13 Uhr und ich wunderte mich schon dass sie so spät kam. Sie trödelte immer ein bisschen aber das war heute deutlich mehr Trödelzeit.

Conny erzählte mir, dass in der Schule ein marokkanischer Junge namens Rotzlöffel (du weisst dass du gemeint bist R.) ihr in der Klasse eine Plastiktüte über den Kopf gezogen hat und ihr niemand geholfen hat. Sie bekam nur noch mit Mühe Luft, bis sie sich endlich befreien konnte.

Der Rotzlöffel bekam ein „Du-du-du“ von der Lehrerin Obergeduldig-Lustlos und das war dann auch der ganze Handlungsrahmen, zu der die Schule in der Lage war.🤬

Ich rief also in der Schule an und verlangte einen Termin mit dem Rotzlöffel, seinem Vater, meiner Tochter und mir vor der Schulleiterin Frau Überhauptnichtrespekteinflößend und bereitete mich seelisch darauf vor. Heisst, ich kochte auf ziemlich hoher Flamme bis zum Termin. Wenn ich koche, dann führe ich Selbstgespräche solange, bis ich das Thema ausreichend mit mir selbst diskutiert habe 😂

Ich bin bei Gewalt unter Kindern nicht freundlich, nicht geduldig und erst recht nicht christlich eingestellt. Ich wollte, dass das eine Konsequenz hatte und zwar eine, die der Bengel spürte.

Der Termin kam, ich ging mit meiner Tochter ins Büro der Rektorin, wo schon der Vater mit Rotzlöffel vor der Tür wartete und wir betraten gemeinsam das Büro und setzten uns an einen runden Tisch. Ich weiß nicht zu welchem Zeitpunkt die Menschen angefangen haben Angst zu bekommen vor Menschen mit Migrationshintergrund, mich nervt das nur. Dieses Gefühl kenne ich nicht und ich habe auch nicht vor mir dieses anzueignen.

Frau Überhauptnichtrespekteinflößend schilderte etwas ängstlich, dass ich um diesen Termin gebeten hätte und ich ein Problem mit einer Auseinandersetzung unserer beiden Kinder hätte.

Ich fiel ihr ins Wort. Diese blümerante Umschreibung des Vorfalls gaben nicht im geringsten wieder, was ich empfand. Ich sah dem Rotzlöffel ins Gesicht und sagte ihm, dass ich sein Verhalten unmöglich finde, weil er meiner Tochter gegenüber gewalttätig war und ihr Leben riskiert hatte.

Frau Überhauptnichtrespekteinflößend fuhr mir dazwischen, dass er das bestimmt nicht so gemeint hätte und es wäre ja nichts passiert. Ich blitzte sie an und meinte: „Das nix passiert ist, war aber nicht der Verdienst der Lehrerin sondern ist nur der Tatsache geschuldet, dass meine Tochter sich endlich befreien konnte, nachdem sie fast erstickt wäre.“

Ich sah den Vater vom Rotzlöffel an und sagte mit fester Stimme: „Ich hoffe für Sie, dass das der letzte Vorfall dieser Art war. Denn beim nächsten Mal, wenn ihr Sohn gegenüber meiner Tochter gewalttätig ist, dann komme ich und knalle Ihnen eine für jede Tat gegenüber meinem Kind. Und wenn ihnen das nicht reicht, dann kommt mein Mann, der ist LKW-Fahrer, mit der Zugmaschine in das Wohngebiet und fährt mal vorwärts-rückwärts über den schicken silbernen Mercedes, den sie fahren. Haben Sie das verstanden?“

Frau Überhauptnichtrespekteinflößend schlug die Hände über dem Kopf zusammen und kreischte: „ Frau Heeg (so hieß ich damals noch) sowas können sie doch nicht sagen. Das sind Marokkaner, die haben Familien.“ Ihre Stimme hörte sich an wie eine verstimmte Violine.

Ich grinste sie funkelnd an: „Und wer sagt ihnen, dass ich keine Familie habe? Ich habe 11 Tanten und Onkel, 30 Cousins und Cousinen und mein Mann hat 5 Geschwister und eine noch größere Sippe. Woher wollen Sie wissen, mit wem Sie sich hier anlegen?“

Ich sah den Vater vom Rotzlöffel an der ebenso grinste und er meinte: „Ich werde mit meinem Sohn zuhause reden, das kommt nicht nochmal vor.“

Die beiden verliessen den Besprechungsraum nachdem wir uns angemessen und respektvoll die Hand zum Abschied gegeben haben.

Frau Überhauptnichtrespekteinflößend sah mich erschrocken an und meinte dann, um mir noch einen verbalen Schlag zu versetzen: „Frau Heeg, ich bin entsetzt. Sie hätten sich so nicht verhalten müssen……Außerdem ist ihre Tochter…ein…ein…Opfertyp. Die zieht sowas an weil sie sich soooo verhält.“

Ich holte tief Luft und merkte, wie mir die Ader am Kopf anschwoll.

„Meine Tochter ist ein Opfertyp? Sie wollen damit sagen, dass sie selbst schuld ist, wenn ihr sowas passiert?“

Ich ging einen Schritt auf die Rektorin zu und meinte nur leise zischend: „Nun, ich glaube nicht, dass Sie den Wunsch haben nachzuempfinden, wie sich ein Opfer fühlt. Deshalb rate ich Ihnen zukünftig mit solchen Äußerungen über meine Tochter sehr vorsichtig zu sein. Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche Frau Überhauptnichtrespekteinflößend.“

Die Rektorin zuckte zurück und sah mich erschrocken an. Ich reichte ihr nicht die Hand. Mir war nicht danach. Ich war so wütend, ich war auf 180.

Ein paar Jahre später traf ich den inzwischen sehr hübschen Rotzlöffel im Gemeinschaftsschwimmbad der Wohnanlage und er meinte nur: „Mein Vater hat mir damals so den Ar….. versohlt, dass ich drei Tage nicht sitzen konnte.“

Das soll keine Anleitung dafür sein, mir das nachzumachen……es ist nun mal so geschehen. Wenn man solche Sprüche, wie ich, bringt…dann muss man sich darüber klar sein, dass man auch mal auf ein unbequemes Echo stossen kann und dabei vielleicht ein Veilchen riskiert. Das ist mir nie passiert…..obwohl mein Vater mich immer gewarnt hat, dass mir mal jemand begegnet, der mir eine reinhaut…..(bis heute noch nicht Papa) aber man geht das Risiko ein.

Bei mir hat es nur dazu geführt, dass es Menschen gab, die respektvoll grüßten, wenn sie mich sahen. Sowas macht halt schnell die Runde.

Was mich jedoch daran echt extrem geärgert hat, war die Tatsache, dass Gewalt in einer Grundschule geduldet wurde, damit die LehrerInnen sich selbst keiner Gefahr aussetzen mussten. Die haben nicht die Kinder beschützt. Da ging das Eigenwohl vor dem Gemeinschaftswohl.

Was ich daraus gelernt habe? Du darfst nicht zulassen dass deine Kinder Gewalt an Schulen erfahren. Du darfst das nicht verschweigen. Du musst dich mit aller Macht gegen Gewalt auflehnen. Immer, wenn ich sowas gemacht habe, haben danach Eltern ebenfalls Mut gezeigt und sich über Gewalt gegen ihre Kinder beschwert. Plötzlich hagelte es Anzeigen, weil ich vorgerannt bin und Anzeige erstattet habe. Man muss dabei nicht immer so ausfallend werden, wie ich an dem Tag vor 25 Jahren……ich habe auch später gelernt nicht gleich immer mit Gegengewalt zu drohen 😂

Wenn einer die Machtfrage stellt,

hat mir zu einem späteren Zeitpunkt in meinem Leben ein sehr kluger Mensch gesagt, dann musst du die immer beantworten.

Ich führte also die Lehrküche im Agnesstift weiter und dann ging Spaß erst richtig los. Die aufmüpfige Auszubildende befolgte keine meiner Anweisungen mehr, ließ regelmäßig das Essen anbrennen. Sie hatte sich so richtig auf mich eingeschossen. Ich war der Feind und musste unter allen Umständen bekämpft werden.

Jedes Mal wenn etwas vorfiel, ging ich mit ihr in den Besprechungsraum, sagte ihr was mir nicht gefällt und bat sie darum, dass sie bitte damit aufhören soll meine Lehrküche zu boykottieren.

Insgesamt führten wir dieses Gespräch dreimal. Ich gebe immer jedem Menschen drei Möglichkeiten mit mir klar zu kommen. Ich erkläre, ich habe Geduld und ich versuche die Situation zu klären. Nach dem dritten Mal war ich es ehrlich gesagt einfach satt.

Ich informierte mich über meine Rechte als Ausbilderin und stellte fest, dass ich die Macht hatte der Auszubildenden die weitere Ausbildung zur Hauswirtschafterin zeitweise zu verweigern.

Also wartete ich auf den nächsten Tag. Das Spiel wiederholte sich und ich zitierte sie wieder ins Besprechungszimmer. Dann sagt ich: „Ich kann nicht erkennen, dass du bereit bist dich in die Gruppe einzufügen und mit uns allen gemeinsam zu arbeiten. Ich sehe, dass dir die Ausbildung bei mir nicht gefällt. Mir gefällt es auch nicht wie du dich mir gegenüber verhältst. Deshalb habe ich mich entschieden dir für drei Monate die Lehrküche und die Ausbildung bei mir zu verweigern. Du kannst deinen Kittel und das Kopftuch ausziehen und gehen.“

Sie sah mich an….völlig geschockt und meinte: „Das können Sie doch nicht machen. Ich bin im zweiten Lehrjahr. Wenn ich das hier verhaue, dann bekomme ich nie wieder eine Ausbildungsmöglichkeit. Sie versauen mir mein Leben.“

Ich antwortete nur: „Ich bin nicht schuld daran, wenn du nicht bereits bist mit mir zu arbeiten. Du kannst gehen und darüber nachdenken, ob du bereit bist weiterhin die Ausbildung zu erhalten oder ob du alles hinschmeißt. Wenn du diese Küche erneut betrittst, dann gelten meine Regeln. Ich verlange nichts Unmenschliches von dir, du sollst dich einfach nur benehmen. Du darfst jetzt gehen.“

Ihr werdet es kaum glauben, aber die anderen Auszubildenden haben mir tatsächlich bestätigt, dass sie das gut fanden. Ich habe nie eine von ihnen vor den anderen angebrüllt, sie nie beleidigt und ich war immer korrekt in meinem Verhalten.

Nach vier Wochen stand die junge Dame vor meiner Lehrküche und klingelte an der Eingangstür, denn bei uns kam man nicht einfach so rein. Ich öffnete die Tür und sie sagte: „Bitte Frau Brenig (mein Mädchenname) ich möchte so gerne wieder in die Lehrküche zurück. Ich werde nie wieder mutwillig was kaputt machen und mit allen gut zusammen arbeiten. Aber bitte, verweigern Sie mir nicht mehr die Ausbildung.“

Ich habe die Tür frei gemacht und gesagt: „Okay, einverstanden. Aber es gibt keine zweite Chance.“

„Ich habe das verstanden“, meinte sie.

Von dem Tag an hatten wir ein echt tolles Miteinander und alles klappte reibungslos.

Warum ich euch das erzähle? Weil ich nur das kritisiere, was ich selbst von mir verlange. Wenn ich etwas anspreche in Schulen und Kindergarten, was mir nicht gefällt, dann nicht um blödsinnig herumzunörgeln. Nein, ich halte es für unabdingbar, dass man sich in einer Gemeinschaft an Spielregeln hält. Spielregeln sind respektvoller Umgang aller Beteiligten. Es geht gar nicht, dass ein Vorgesetzter oder eine Lehrkraft respektlos zu den Auszubildenden oder Schülern ist. Es geht aber auch nicht, dass das umgekehrt passiert.

Ich habe gelernt, dass es doch stimmt: „Wie du in den Wald reinschreist….so kommt es zurück.“ Ich musste nur lernen, dass ich dabei die Qualität der Kommunikation als Vorbild ganz klar bestimme und damit auch das Recht habe, die Regeln vorzugeben.

Ich wünsche euch eine schöne Woche.

Mit 19 Jahren

habe ich als Ausbilderin im Agnesstift, das von Nonnen geleitet wurde, in Bonn als staatl. geprüfte Wirtschafterin mit Ausbilderqualifikation gearbeitet. Das Stift war ein Heim mit vergitterten Fenstern, Ausgangsbeschränkungen uvm.

Ich war recht jung und meine Auszubildenden waren Mädchen im Alter von 17 Jahren, die aus zerrütteten Familien, Drogenkreisen etc. waren. Da ich solche Verhältnisse nicht kannte, bin ich zuerst mal freundlich mit den Mädels umgegangen. Ich wurde so erzogen, dass man mir sagte: „Wie du in den Wald reinschreist, kommt es zurück.“

Ich wurde sehr schnell eines Besseren belehrt. Die Nonne, die die Lehrküche vor mir unter sich hatte, wies mich ein, zeigt mir wo alles war und wie sie die Lehrpläne für die Auszubildenden erstellte. Wir kochten gemeinsam gesamte Gerichte nach Jahreszeit, ich lehre sie alle Zubereitungsformen, wie man den Tisch korrekt deckt, Servietten faltet und vieles mehr.

Leider wurde die Nonne sehr krank und konnte mich nicht, wie geplant 6 Monate einarbeiten. Ich stand also mit 19 Jahren nach knapp 4 Wochen Einarbeitung vor 8 Auszubildenden, die nur 2 Jahre jünger als ich waren und musste sofort Vorbild, Ausbilderin und praktisch Lehrkraft sein.

In den ersten vier Tagen merkten mir die Teenager an, dass ich noch recht unerfahren war. Das Kochen und die Erklärungen beherrschte ich. Was ich nicht beherrschte war, dass man mich hinterging, Vorräte aus dem Vorratsraum stahl und einiges einfach kaputt kochte aus lauter Freude an meiner Verunsicherung. Wir mussten immer eine Wohngruppe mit Mittagessen und Abendessen versorgen. Wenn da was schief ging, dann wurde ich zur Hauswirtschaftsleiterin zitiert und musste Rechenschaft ablegen, warum das wieder nicht geklappt hatte.

Am Freitag der ersten Woche gegen Abend, eine meiner Azubis sollte die Kartoffeln waschen und schälen, denn es gab Bratkartoffeln zum Abendessen, stellte ich fest, dass sie mir mit den gesamten Kartoffelschalen den Ausguss des großen Edelstahlbeckens verstopft hatte. Ich merkte ganz genau, dass es jetzt darum ging wer hier das sagen hat.

Also ging ich zum Hausmeister, besorgte mir Werkzeug und sagte den anderen Auszubildenden, dass sie nach dem Unterricht gehen durften. Aber diese junge Dame musste da bleiben. Ich zeigte ihr, wie man den Ausguss abschraubt und informierte sie darüber, dass sie die Lehrküche erst verlassen durfte, wenn der Ausguss gereinigt und freigängig wr.

Die Gruppenleiterin, natürlich ebenfalls eine Nonne, kam rein und schnauzte mich an, dass die Auszubildende jetzt Feierabend hätte und in die Gruppe müsste und ich sagte ganz einfach: „Sie bleibt hier, bis der Ausguss wieder frei ist. Meine Lehrküche, meine Regeln. Wenn ihnen das nicht gefällt beschweren Sie sich bei der Mutter Oberin.“

Sie ging, niemand kritisierte mich mehr und die Reinigungsaktion dauerte bis 21 Uhr. Danach entließ ich die übermüdete Auszubildende und fuhr noch eine Stunde nach Heppendorf, wo ich ich bei meinem Freund wohnte.

Danach war für diese Woche erstmal geklärt wer hier das sagen hatte. Aber es war noch nicht zuende.

Weiter geht es im nächsten Beitrag 😉

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