Nach vielen Jahren

in denen meine Tochter jetzt unter heftigen Migräneanfällen leidet, wird sie nach einem Besuch im SPZ Rhein-Erft endlich mal richtig durchgecheckt. Wir haben als erstes verschiedene neurologische Untersuchungen, einen IQ-Test und danach werden weitere Termine gemacht.

Ich habe lange darauf warten müssen, dass Sarah diese Untersuchungen erhält. In den letzten drei Monaten haben wir ein Kopfschmerztagebuch geführt um die Auslöser herauszufinden und andere Ursachen auszuschließen.

Am Dienstag hatte ich ein Gespräch mit dem Sportlehrer, der seitdem versteht was das mit Sarahs Angststörung und Panikattacken auf sich hat und der gestern auch sehr gut reagiert hat. Leider konnte sie gestern nicht am Sport teilnehmen, weil sie starke Rückenschmerzen hatte. Abends war dann klar warum 😂

Sarah ist gestern Abend auf die Idee gekommen, sich zu einem Yogakurs anzumelden. Das finde ich toll. Mein Mann macht schon seit mehreren Jahren Yoga, seitdem ich ihm geraten habe, dass das besser für seinen schreibtischgeplagten Rücken ist als Krafttraining und ich habe gestern Morgen lustigerweise auch mal endlich wieder meine Yogamatte ausgepackt und im Wohnzimmer meine Übungen gemacht.

Ich bin ja auch nicht so die Person, die irgendwelchen Wettbewerbssport mag. Mit „Gewinnen“ und „Leistungsvergleichen“ kann man mich von hier bis Timbuktu jagen. Selbst ein Geldpreis würde nicht dazu führen, dass ich mich auf ein Rennrad setze um irgendwelche Rennen zu gewinnen. Das würde ich schon eher machen, wenn wir mit dem Rennrad zum Zoo fahren ….. 😉 oder eine Wanderung zu einem tollen Aussichtspunkt, zu der ich meine Kamera mitnehmen und schöne Fotos machen kann. Preise gewinnen oder Beste in irgendwas zu sein hat mich noch nie gereizt.

Jetzt wo meine Weihnachtsmärkte ausgefallen sind, kann ich endlich wieder mehr Sport machen. Ich weiß, das ist alles eine Frage der Organisation……..klar. Das Chaos beherrschte halt drei Monate das Genie 😂

Wenn ihr übrigens mal schauen möchtet was ich so gestalte, dann findet ihr hier meinen YouTube-Kanal .

Ich wurde auf die Idee gebracht, dass meine Tochter vielleicht Dinge falsch wiedergibt (unbeabsichtigt) oder was falsch versteht. Darüber habe ich einen ganzen Tag lang nachgedacht. Ich sehe das anders. Sarah hatte in der Grundschule eine Lehrerin die ständig gebrüllt hat, was dazu führte dass meine Tochter auf jede Form von Lautstärke sehr empfindlich reagiert. Es kann sein, dass sie lautes Reden als Geschrei empfindet, weil sie das zu oft erlebt hat……sie sagt ja sogar zu mir, dass ich zu laut brülle, wenn ich einfach mal lauter rede.

Was sie aber auch macht ist, dass sie mir alles erzählt. Es gibt nix, was sie nicht sagt. Wenn sie Unsinn gemacht hat, wenn sie einen „Fehler“ gemacht hat. Sie erzählt mir sogar, wenn sie als Kindergartenkind mal irgendwas gemacht hat, was sie heute noch peinlich findet. Viele Dinge wusste ich bereits, ich bin ja nicht blind 😉 aber als Mutter muss man ja nicht gleich wegen jedem Vergehen in Panik verfallen, dass das Kind auf die schiefe Bahn geraten würde.

Ich habe 5 Töchter im Alter von 33,31,29,25 und 14 Jahren und bei Gott, die erzählen und erzählten mir immer alles. Auch Dinge, die ich überhaupt nicht wissen wollte 😲Wenn irgendwas schief gelaufen ist, dann kamen sie zu mir. Warum? Weil sie wussten, dass ich versuche mit ihnen eine Lösung für das Problem zu finden, weil ich ihnen nicht den Kopf abreiße, wenn mal was schief geht. Standardspruch von mir bei einer 5 in einer Klassenarbeit: „Ich glaube, das kannst du besser.“ Antwort von der Tochter: „Jap, ich denke lernen hätte geholfen.“ 😂

Inzwischen bin ich Oma von 3 ganz großartigen Enkelkindern. Ich werde angerufen, wenn mal ein Babysitter gebraucht wird, wenn das Kind krank ist, wenn mal alles drunter und drüber läuft…..so ist Leben halt. Wenn eine Steuererklärung gemacht werden muss, ein Versicherungsangebot unklar erscheint, wenn gute Rezepte gebraucht werden……ich bin immer die Erste die gefragt wird und nur, wenn ich nix mehr weiß dann müssen andere Personen gefragt werden.

Warum das so ist? Ich musste ganz viele Dinge lernen, weil wir eben nicht immer auf Rosen gebettet waren. Wenn das Auto defekt war, dann habe ich es repariert….Vergaser ausbauen und reinigen, Zylinderkopfdichtung wechseln….alles klar, kann ich (heute muss ich das -endlich- nicht mehr und die neuen Fahrzeuge haben mir zu viel Elektrik 🤣). Computer defekt, neues Motherboard einbauen….okay…mach ich. Den Fernseher einstellen, die Bohrmaschine auspacken und den Router an der Wand befestigen…jap.

Wir lebten 5 Jahre alleine nach der Trennung von meinem ersten Mann. Das haben wir alles alleine hinbekommen. Solche Erlebnisse schweißen zusammen. Da kann man nicht gleich immer einen Handwerker rufen, wenn was nicht mehr funktioniert und die meisten Sachen sind echt leicht zu reparieren, wenn man sich da mal reinfuchst. Handwerkerkosten sind als Alleinerziehende auch ein unerschwinglicher Luxus.

Mir sagte mal ein Freund, der Familientherapeut ist, dass es wichtig ist Fehler zu machen, damit die Kinder nicht denken man könnte alles. Ja okay…..aber zeig mir mal einen Menschen, der etwas gut kann und das dann absichtlich falsch macht……das geht gar nicht. Da merkt doch jeder gleich, dass man nur so tut. 😂😂😂

Ich bin jedenfalls seeehr froh, dass Sarahs Migräne untersucht wird. Das nimmt mir den Druck raus. Es ist kein tolles Gefühl hilflos neben einem Kind zu sitzen, das vor Schmerzen zusammengekauert auf der Couch liegt und bittere Tränen weint. Haut mich jedesmal um. 😭

Nach dem Gespräch beim SPZ wies mich Sarah gleich auf das hin, was ich alles vergessen hatte zu erzählen……😂so ist sie. Ich meinte dann nur: „Wenn du der Meinung bist, du könntest besser erzählen, dann rede doch einfach selbst, statt da still zu sitzen. Das wär ein sehr kurzer Termin geworden, wenn wir drauf gewartet hätten, bis du antwortest.“

Antwortet sie: „Nee, da habe ich keine Lust zu. Mach du das, du redest gerne, ich nicht.“🤣

Jetzt bin ich mal gespannt was bei den ganzen Testungen raus kommt.

Wenn einer die Machtfrage stellt,

hat mir zu einem späteren Zeitpunkt in meinem Leben ein sehr kluger Mensch gesagt, dann musst du die immer beantworten.

Ich führte also die Lehrküche im Agnesstift weiter und dann ging Spaß erst richtig los. Die aufmüpfige Auszubildende befolgte keine meiner Anweisungen mehr, ließ regelmäßig das Essen anbrennen. Sie hatte sich so richtig auf mich eingeschossen. Ich war der Feind und musste unter allen Umständen bekämpft werden.

Jedes Mal wenn etwas vorfiel, ging ich mit ihr in den Besprechungsraum, sagte ihr was mir nicht gefällt und bat sie darum, dass sie bitte damit aufhören soll meine Lehrküche zu boykottieren.

Insgesamt führten wir dieses Gespräch dreimal. Ich gebe immer jedem Menschen drei Möglichkeiten mit mir klar zu kommen. Ich erkläre, ich habe Geduld und ich versuche die Situation zu klären. Nach dem dritten Mal war ich es ehrlich gesagt einfach satt.

Ich informierte mich über meine Rechte als Ausbilderin und stellte fest, dass ich die Macht hatte der Auszubildenden die weitere Ausbildung zur Hauswirtschafterin zeitweise zu verweigern.

Also wartete ich auf den nächsten Tag. Das Spiel wiederholte sich und ich zitierte sie wieder ins Besprechungszimmer. Dann sagt ich: „Ich kann nicht erkennen, dass du bereit bist dich in die Gruppe einzufügen und mit uns allen gemeinsam zu arbeiten. Ich sehe, dass dir die Ausbildung bei mir nicht gefällt. Mir gefällt es auch nicht wie du dich mir gegenüber verhältst. Deshalb habe ich mich entschieden dir für drei Monate die Lehrküche und die Ausbildung bei mir zu verweigern. Du kannst deinen Kittel und das Kopftuch ausziehen und gehen.“

Sie sah mich an….völlig geschockt und meinte: „Das können Sie doch nicht machen. Ich bin im zweiten Lehrjahr. Wenn ich das hier verhaue, dann bekomme ich nie wieder eine Ausbildungsmöglichkeit. Sie versauen mir mein Leben.“

Ich antwortete nur: „Ich bin nicht schuld daran, wenn du nicht bereits bist mit mir zu arbeiten. Du kannst gehen und darüber nachdenken, ob du bereit bist weiterhin die Ausbildung zu erhalten oder ob du alles hinschmeißt. Wenn du diese Küche erneut betrittst, dann gelten meine Regeln. Ich verlange nichts Unmenschliches von dir, du sollst dich einfach nur benehmen. Du darfst jetzt gehen.“

Ihr werdet es kaum glauben, aber die anderen Auszubildenden haben mir tatsächlich bestätigt, dass sie das gut fanden. Ich habe nie eine von ihnen vor den anderen angebrüllt, sie nie beleidigt und ich war immer korrekt in meinem Verhalten.

Nach vier Wochen stand die junge Dame vor meiner Lehrküche und klingelte an der Eingangstür, denn bei uns kam man nicht einfach so rein. Ich öffnete die Tür und sie sagte: „Bitte Frau Brenig (mein Mädchenname) ich möchte so gerne wieder in die Lehrküche zurück. Ich werde nie wieder mutwillig was kaputt machen und mit allen gut zusammen arbeiten. Aber bitte, verweigern Sie mir nicht mehr die Ausbildung.“

Ich habe die Tür frei gemacht und gesagt: „Okay, einverstanden. Aber es gibt keine zweite Chance.“

„Ich habe das verstanden“, meinte sie.

Von dem Tag an hatten wir ein echt tolles Miteinander und alles klappte reibungslos.

Warum ich euch das erzähle? Weil ich nur das kritisiere, was ich selbst von mir verlange. Wenn ich etwas anspreche in Schulen und Kindergarten, was mir nicht gefällt, dann nicht um blödsinnig herumzunörgeln. Nein, ich halte es für unabdingbar, dass man sich in einer Gemeinschaft an Spielregeln hält. Spielregeln sind respektvoller Umgang aller Beteiligten. Es geht gar nicht, dass ein Vorgesetzter oder eine Lehrkraft respektlos zu den Auszubildenden oder Schülern ist. Es geht aber auch nicht, dass das umgekehrt passiert.

Ich habe gelernt, dass es doch stimmt: „Wie du in den Wald reinschreist….so kommt es zurück.“ Ich musste nur lernen, dass ich dabei die Qualität der Kommunikation als Vorbild ganz klar bestimme und damit auch das Recht habe, die Regeln vorzugeben.

Ich wünsche euch eine schöne Woche.

Mit 19 Jahren

habe ich als Ausbilderin im Agnesstift, das von Nonnen geleitet wurde, in Bonn als staatl. geprüfte Wirtschafterin mit Ausbilderqualifikation gearbeitet. Das Stift war ein Heim mit vergitterten Fenstern, Ausgangsbeschränkungen uvm.

Ich war recht jung und meine Auszubildenden waren Mädchen im Alter von 17 Jahren, die aus zerrütteten Familien, Drogenkreisen etc. waren. Da ich solche Verhältnisse nicht kannte, bin ich zuerst mal freundlich mit den Mädels umgegangen. Ich wurde so erzogen, dass man mir sagte: „Wie du in den Wald reinschreist, kommt es zurück.“

Ich wurde sehr schnell eines Besseren belehrt. Die Nonne, die die Lehrküche vor mir unter sich hatte, wies mich ein, zeigt mir wo alles war und wie sie die Lehrpläne für die Auszubildenden erstellte. Wir kochten gemeinsam gesamte Gerichte nach Jahreszeit, ich lehre sie alle Zubereitungsformen, wie man den Tisch korrekt deckt, Servietten faltet und vieles mehr.

Leider wurde die Nonne sehr krank und konnte mich nicht, wie geplant 6 Monate einarbeiten. Ich stand also mit 19 Jahren nach knapp 4 Wochen Einarbeitung vor 8 Auszubildenden, die nur 2 Jahre jünger als ich waren und musste sofort Vorbild, Ausbilderin und praktisch Lehrkraft sein.

In den ersten vier Tagen merkten mir die Teenager an, dass ich noch recht unerfahren war. Das Kochen und die Erklärungen beherrschte ich. Was ich nicht beherrschte war, dass man mich hinterging, Vorräte aus dem Vorratsraum stahl und einiges einfach kaputt kochte aus lauter Freude an meiner Verunsicherung. Wir mussten immer eine Wohngruppe mit Mittagessen und Abendessen versorgen. Wenn da was schief ging, dann wurde ich zur Hauswirtschaftsleiterin zitiert und musste Rechenschaft ablegen, warum das wieder nicht geklappt hatte.

Am Freitag der ersten Woche gegen Abend, eine meiner Azubis sollte die Kartoffeln waschen und schälen, denn es gab Bratkartoffeln zum Abendessen, stellte ich fest, dass sie mir mit den gesamten Kartoffelschalen den Ausguss des großen Edelstahlbeckens verstopft hatte. Ich merkte ganz genau, dass es jetzt darum ging wer hier das sagen hat.

Also ging ich zum Hausmeister, besorgte mir Werkzeug und sagte den anderen Auszubildenden, dass sie nach dem Unterricht gehen durften. Aber diese junge Dame musste da bleiben. Ich zeigte ihr, wie man den Ausguss abschraubt und informierte sie darüber, dass sie die Lehrküche erst verlassen durfte, wenn der Ausguss gereinigt und freigängig wr.

Die Gruppenleiterin, natürlich ebenfalls eine Nonne, kam rein und schnauzte mich an, dass die Auszubildende jetzt Feierabend hätte und in die Gruppe müsste und ich sagte ganz einfach: „Sie bleibt hier, bis der Ausguss wieder frei ist. Meine Lehrküche, meine Regeln. Wenn ihnen das nicht gefällt beschweren Sie sich bei der Mutter Oberin.“

Sie ging, niemand kritisierte mich mehr und die Reinigungsaktion dauerte bis 21 Uhr. Danach entließ ich die übermüdete Auszubildende und fuhr noch eine Stunde nach Heppendorf, wo ich ich bei meinem Freund wohnte.

Danach war für diese Woche erstmal geklärt wer hier das sagen hatte. Aber es war noch nicht zuende.

Weiter geht es im nächsten Beitrag 😉

Dumme SchülerInnen

Es wird immer lustiger….nur ist mir langsam nicht mehr zum Lachen zumute!

Hier meine heutige Mail an die Klassenlehrerin meiner Tochter:

Die Musiklehrerin Frau XXXXXXXX der Klasse X.X hat heute einen
Schüler im Musikunterricht angeschrien und bezeichnet die SchülerInnen
der Klasse in jeder Musikstunde als „dumm“.

Was Frau XXXXXXXX mit dieser Ausdrucksweise bezwecken möchte, ist mir
ein Rätsel. Wenn Kinder alles wüssten, bevor sie zur Schule gehen,
bräuchten sie nicht in die Schule zu gehen. Es ist also durchaus
berechtigt, mit weniger Wissen in die Schule zu gehen und mit mehr
Wissen die Schule zu verlassen. Jedenfalls sollte eine Schule genau
diesen Zweck erfüllen.

Ich werde ab sofort jedes Mal eine Beschwerde an Sie senden, wenn ich
solch ein Verhalten, egal in welcher Schulstunde, gegenüber den
SchülerInnen mitgeteilt bekomme und mir für weitere Zwecke alle eMails
chronologisch einem Ordner aufbewahren.

Für weitere Gespräche auch mit Frau XXXXX und dem Schulleiter Herrn
XXXXXX stehe ich gerne zur Verfügung.

Eigentlich würde ich das alles gerne anders regeln. Doch als meine Tochter mir heute erzählt hat, dass der Sportlehrer nach meiner ersten Beschwerde sagte, dass er, weil sich Eltern beschwert haben, die Aufwärmphase beim Sportunterricht jetzt nochmal verlängert.
Das hat er wahrscheinlich gesagt, nachdem er zu meiner Tochter und ihrer Freundin gesagt hatte, dass er sie beim nächsten Sportunterricht mal richtig fertig machen würde und ich mich deswegen bei ihm beschwert habe.

Ich kann leider in der Schule nicht erkennen, dass dort alle LehrerInnen wissen welche Verantwortung sie gegenüber den SchülerInnen und deren psychischer Gesundheit haben. Aus diesem Grund muss ich jetzt leider genügend Informationen für ein Gespräch beim Landesschulamt zu sammeln.

Wir könnten das auch anders regeln.

Migräne

Wir haben eine höllische Nacht hinter uns. Sarah hat gestern Abend um 22:00 Uhr wieder eine Migräne bekommen. Es beginnt immer gleich. Zuerst blitzt es vor ihren Augen. Dann hat sie Sichtausfälle und muss die Augen schließen, um nicht in Panik zu geraten.

Sie versucht sich abzulenken, spricht mit Freunden auf dem Handy, versucht alles um mit der Situation klar zu kommen. Dann verliert sie die Fassung. Ich muss mich zu ihr setzen, reibe ihre Stirn mit Lavendelöl ein. Ich massiere ihr den Kopf, gebe ihr etwas zu trinken. Ab dem Moment kann ich sie nicht mehr alleine lassen.

Bis drei Uhr heute Morgen war die Migräne so stark, dass sie immer wieder kurz eingeschlafen und wieder aufgewacht ist.

Als um 5:40 Uhr der Wecker geklingelt hat, habe ich ihn nur ausgeschaltet. Sie hatte immer noch Schmerzen, nicht mehr so stark wie heute Nacht, aber stark genug um sie nicht zur Schule zu schicken.

Ich hatte üble Kreislaufprobleme, weil mir die Ruhe der halben Nacht fehlte. Ich habe mich rumgedreht und noch etwas geschlafen.

Danach schrieb ich der Lehrerin, dass Sarah wegen starker Migräne nicht zur Schule kann. Antwort: „Wir brauchen ein Attest, weil die heute die Englischarbeit schreiben.“

Super, toll. Ich habe mir die halbe Nacht um die Ohren gehauen, um meinem Kind zu helfen und bin eh gerädert. Jetzt darf ich meinen halben Arbeitstag damit zubringen den Arzt aufzusuchen um das Attest aufzutreiben. Gut, dass ich selbstständig bin. Den Verdienstausfall zahlt mir niemand. Die fehlenden Stunden kann ich heute Abend, trotz fehlendem Schlaf, nachholen.

Mich wundert es nicht, dass Mütter Schwierigkeiten haben einen Job in unserem Land zu finden. Du musst doch als Mutter ständig verfügbar sein. Ist dein Kind im Kindergarten musst du regelmäßig Verpflichtungen übernehmen wie Essen machen, basteln, Feste organisieren oder Ausflüge begleiten. Zeitgleich wird dir aber auch suggeriert, dass du als Mutter nicht viel wert bist, wenn du nicht auch deine berufliche Karriere im Blick hast. Mütter werden heutzutage doch häufig von berufstätigen Müttern wie Aussätzige behandelt, weil sie „nur“ für ihre Kinder da sind.

Ist dein Kind in der Schule musst du ständig frei machen. Mal haben die Kids aus heiterem Himmel frei. Dann musst du wegen vielfältigen Sachen zum Arzt, zu Schulveranstaltungen etc. Ein minutengenau getakteter Kalender könnte da vielleicht ein wenig Stress rausnehmen.

Als Mutter bist du doch heute ständig von der Erwartungshaltung der Betreuungsformen unter Druck, weil du beweisen musst eine gute Mutter zu sein. Andererseits wird erwartet, dass du deinen Job gut machst und zwischendurch musst du immer wieder unter Beweis stellen, dass du dein Kind nicht als faule Ausrede in der Schule oder Kita entschuldigst.

Ich muss an Fronten kämpfen, die ich mir nicht ausgesucht habe, mit Menschen diskutieren, die glauben zu wissen, wie ich zu funktionieren habe und muss jeden Tag unter Beweis stellen eine gute Mutter zu sein.

Das ist nicht lustig. Und zwischendurch höre ich diese bescheuerte Werbung von der Politik, die da lautet: „Wir fördern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ Hahaha….wo bitte schön?

Ich wär schon mal froh, wenn Politik es schaffen würde, die Auseinandersetzung zwischen Erziehern, Lehrern und Eltern zu beenden, in der nur mit gegenseitigen Vorwürfen und Erwartungshaltungen agiert wird, ohne den Vorteil für die Kinder im Blick zu behalten. Denn die sind in dieser Auseinandersetzung die Leidtragenden. Ich möchte gerne zusammenarbeiten mit allen, um das Lernen und die Bildung unserer Kinder zu unterstützen und nicht so gesehen werden, dass ich als Mutter der Erziehung und der Bildung im Weg stehe.

Richtig wütend gemacht hat mich seinerzeit die Diskussion, dass die Betreuung von Kindern noch früher in der Kita vollzogen werden sollte. An den Diskussionsbeiträgen konnte man fast schon ablesen, dass nach Meinung mancher Politiker nur asoziale Jugendliche mit einem Verbrecherlebenslauf aus dem Mutter-Kind-Verhältnis heraus erwachsen würden, wenn man dem nicht früh genug entgegenwirkt.

Wundert mich, dass unsere Generation eigentlich ganz passable Menschen hervor gebracht hat, mit einem guten Bildungsweg und Berufsweg. Wo wir doch fast alle nur Kinder von Hausfrauen und Müttern waren, die nicht zeitgleich unter dem beruflichen Druck und den Herausforderungen der heutigen Zeit gestanden haben.

Lasst uns doch bitte mal mit mehr Verständnis für die Situation der Eltern und Kinder und auch der Sozialpädagog*Innen und Lehrer*Innen aufeinander zugehen und versuchen in diesem Schulssytem einen gangbaren Weg für alle zu finden.

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