Sportunterricht in meiner Schulzeit

Mit SportlehrerInnen von diversen Schulen habe ich bereits einschlägige Erfahrungen gemacht…sowohl mit meinen eigenen Lehrerinnen als auch den LehrerInnen meiner Töchter.

Rückblick: Ich war in der 7. Klasse der Gemeinschaftshauptschule in Merten. Meine Sportlehrerin hieß Frau Franke. (Ist euch mal aufgefallen, dass man sich an die LehrerInnen, die man nicht leiden konnte, oft schneller erinnern kann als an die Sympatischen? 😂

Frau Franke machte Sport für Jungs. Die mochte uns Mädels nicht. Wir bluteten und machten dann bei Sport nicht mit……weil wir uns angeblich mimosenhaft anstellten…und Mädels halten ja sowieso nix aus. Misses Muskulös machte also Jungssport. Zirkeltraining gab es als unliebsames Goodie oben drauf. Erstmal drei Runden durch die Halle laufen oder drei Runden Zirkeltraining und dann gab es Volleyball, Hallenhockey, Fußball oder Brennball.

Zirkeltraining hieß: Der Barren stand da und das Seil hing von der Decke. 🥵

Dass ich alle anderen sportlichen Übungen während dem Zirkeltraining meisterte beeindruckte Frau Franke gar nicht. Sie war der Typ „Immer an dem herummeckern was man nicht kann.“ Dass genau das nur 20-30% der Turnübungen waren tangierte sie überhaupt nicht. Dass man ungerecht benotet wird, wenn man in Sport eine vier bekommt obwohl man mehr als 50% geschafft hat…übrigens auch nicht.

Fakt war aber nunmal, dass ich panische Höhenangst hatte. Wenn ich auf dem Barren stand dann bebte das Teil. Mit meinem Fliegengewicht von 45 kg schaffte ich es diesen Barren dazu zu bringen, dass der Boden erzitterte, wenn ich drauf stand. Ich versuchte es, einmal, zweimal…dreimal…..ich konnte das einfach nicht. Jedesmal bekam ich brutales Herzrasen, schweissnasse Hände und rutschte einfach ab…trotz Talkum.

Das Seil hochzuklettern war für mich ebenfalls nicht zu schaffen. Meine Hauptkraft ist in meinen Beinen. Meine Arme waren schon immer zu schwach, um mich an einem Seil aufwärts zu bewegen. Doch ich versuchte es und hing wie ein nasser Sack an dem Seil 😂

Nach einigen Monaten, in denen ich mich durch das Zirkeltraining gequält hatte, war ich es satt. Ich weigerte mich auf den Barren zu steigen. Frau Franke brüllte mich an: „Geh da jetzt rauf.“
“Nein.“
“Wenn du das nicht machst, dann ist das Unterrichtsverweigerung.“
“Mir egal.“
“Du machst jetzt, dass du auf den Barren steigst.“
“Nein, ich habe Höhenangst und möchte als Ersatz eine andere Übung machen.“
“Ich sage dir was du zu tun hast.“
“Okay, dann streike ich!“
Ich setzte mich mitten in die Turnhalle im Schneidersitz auf den Fußboden und streikte. Frau Franke tobte, brüllte, schrie….dann befahl sie vier Jungs aus meiner Klasse mich aus der Halle zu tragen.
Das versuchten die auch. Leider waren die Jungs in Physik echt schlecht. Sonst hätten sie gewusst, das man mit der Gewichtsverlagerung am Schwerpunkt verhindern kann, dass man einfach so weggetragen wurde.
Ergebnis: Die Jungs brachen in Schweiss aus, bekamen mich nicht vom Fleck weg und ich gewann den Streik. Die Sportstunde war zu Ende.
„Dafür bekommst du ein ungenügend“, brüllte Frau Franke.
Ich:“Danke, das habe ich mir verdient.“

Nach dieser Stunde setzte ich mich vor das Sekretariat, verlangte den Schulleiter zu sprechen, erkläre ihm dass ich nachgewiesen Höhenangst hatte….der erlaubt mir daraufhin an Übungen, die meine Höhenangst tangierten nicht teilzunehmen und die Sportlehrerin hasste mich vom Tag an noch mehr. Ich und einige meiner Mitschülerinnen erhielten die Erlaubnis unsere Sportnote mit Tanzen und rhythmischer Gymnastik aufzubessern….unter den feuerspuckenden Blicken unserer Lehrerin.

Hallenhockey war auch so ein Schei….. Jungs lieben es einem beim Hallenhockey den Hockeyschläger gegen die Knöchel zu schlagen, weil sie „aus Versehen“ den Puck nicht getroffen haben. Viermal habe ich mich bei der Lehrerin beschwert, dass die Jungs mir und den anderen Mädels die Beine blau schlugen….vergeblich.
Ich bin nicht so der vergebende Typ, wie ich bereits mal erwähnt habe. Also passte ich den richtigen Moment ab, stellte mich in Position und knallte dem brutalen Spieler den Schläger von hinten so in die Kniekehlen, dass er weinend auf dem Boden zusammenbrach.
Diesmal wurde ich zum Schulleiter geschickt, dem ich den Sachverhalt erklärte und Frau Franke wurde zum Gespräch gebeten.
Ergebnis: Hallenhockey musste jedesmal abgebrochen werden bei unangemessener Brutalität der MitspielerInnen. 😂

Wir hatten immer in den ersten beiden Stunden Sportunterricht. Nachdem mir meine Sportlehrerin zum etlichen Male verächtlich die Entschuldigung wegen meiner Regelblutung abgenommen hatte, brachte sie es dann eines Tages fertig mich zum Sport zu nötigen.
Ergebnis: Ich blutete so durch, dass ich nach Hause geschickt wurde und den Rest des Tages frei hatte.
Danach hatte sich auch dieses Thema zwischen uns erledigt.

In der neunten Klasse machten wir dann eine Abschlussfahrt nach Bayern. Ein Ausflugsziel war eine Bergwanderung. Verächtlich sah mich meine Sportlehrerin unten vor dem Aufstieg an.
„Na mal schauen ob du das bis zur ersten Hütte schaffst.“
Ich grinste innerlich. War klar, dass der Kommentar von ihr kam.
Was sie nicht wusste war, dass ich verdammt gerne wanderte und echt viel Ausdauer hatte. Sportunterricht in Schulen ist ja immer auf Kurzübungen und Schnelligkeit ausgelegt. Das gibt ja überhaupt nicht wider, was man wirklich drauf hat.
Als wir an der ersten Hütte ankamen und dort Erbsensuppe mir Würstchen aßen, war sie noch nie da oder schon wieder weg. Ich hatte echt nicht drauf geachtet. Also wanderten wir in einer kleinen Gruppe fröhlich weiter bis zur zweiten und letzten Hütte oben auf dem Berg.
Runter zu sehen machte mich immer noch wahnsinnig, aber wenn man nach oben schaut ist es halb so schlimm.
Ergebnis: Als meine Sportlehrerin mit ihrer Busenfreundin,meiner Bio-Lehrerin, oben auf der letzten Hütte ankam, sass ich schon da und sonnte mich mit meinen Freundinnen Uschi und Monika. Wir hatten sogar schon einen Kaffee getrunken und Kuchen gegessen als sie ankam.
“Du bist schon hier? Gibt es eine Seilbahn?“
Ich grinste: „Nee, wir gehen noch rauf bis zum Schnee. Lust mitzukommen?“
Weg waren wir. Ihr Gesichtsausdruck „unbezahlbar“.

Was ich daraus gelernt habe: Glaub nie, dass du unfähig bist, wenn dir das jemand sagt. Das ist nur seine/ihre Sicht der Dinge. Auch wenn dir diese Person Noten gibt, sie kann nur einen Ausschnitt deiner Fähigkeiten sehen und nie das ganze Bild.

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