Reden
Wir haben aufgehört miteinander zu reden. Wir reden übereinander, aufeinander ein, aneinander vorbei. Schmeißen uns Worte wie Steine entgegen mit dem Ziel, den anderen möglichst zwischen die Augen zu treffen. Jeder Satz hinterlässt blutende Wunden.
Wir schreien uns an, schweigen uns tot oder schleudern uns unsere Erwartungen entgegen. Doch wir hören uns nicht mehr zu. Wir haben unsere Herzen, unsere Ohren und unser Sein für die Worte des Gegenübers verschlossen.
Es geht nicht mehr um uns gemeinsam, sondern nur noch um unsere persönliche Bedürftigkeit, die wir wie eine Leuchtreklame vor uns hertragen: „Schau her, wie schlecht ICH mich fühle.“
Wir kippen uns gegenseitig unsere Gefühle wie überfüllte Mülleimer vor die Füße und verlangen von unseren Geliebten, dass die dann genau das richtige Bedürfnis von alleine heraussuchen, um uns jetzt endlich glücklich zu machen.
Versagen sie bei dieser Aufgabe sind sie unwürdig, unsensibel oder unfähig und mit diesen neuen schmerzhaften Bewertungen haben wir wieder mehr Messer in der Hand, die wir uns zwischen die Rippen schieben können, mit dem brutalen Ziel den eigenen Schmerz über die ungelebten Gefühle in das geliebte Gegenüber zu bohren und ihm und der eigenen Liebe den nächsten Todesstoß zu versetzen.
STOPP
Hör auf. Fühle was da ist. Atme. Behalte den Schmerz bei dir, fühle ihn ganz. Du bist der Schöpfer all dessen. Bleibe stehen in den gleißenden Wut. Fühle sie ganz.
Dann wird es still.
FRIEDEN
(Petra Hansen)
31.05.2024