Meine Jüngste, die in der Gesamtschule in Bergheim ist, erzählte mir gestern, dass ihr Sportlehrer ihr und einer Klassenkameradin angekündigt hat sie beim nächsten Sportunterricht „fertig zu machen“ was er wohl witzig fand.
Davon mal ganz abgesehen, dass ich die Ausdrucksweise des Sportlehrers echt unterirdisch finde, bin ich der Ansicht dass in unseren Schulen etwas ganz entschieden falsch läuft.
Schulen begreifen sich mehrheitlich nicht als Institutionen in denen Wissen vermittelt wird sondern sie begreifen sich als Erziehungsanstalten von schlecht erzogenen Kindern und Jugendlichen, denen man mal beibringen muss wie es im Leben zu laufen hat. Denn wenn es in Schulen um Wissensvermittlung und die Entwicklung von Fähigkeiten ginge, dann würde man Schüler nicht als fehlfunktionierende Anteile unserer Gesellschaft betrachten, denen man es mal richtig geben sollte, sondern darüber nachdenken wie man Schüler und Schülerinnen motiviert, begeistert und ihnen das Wissen und die Fähigkeiten beibringt.
Ich habe ihm einen Brief geschrieben, in dem ich ihn darauf hingewiesen habe, dass Generationen vor dieser Klasse bereits durch den Sportunterricht, in dem weder Begeisterung noch Freude an der Bewegung vermittelt wurde und immer noch wird, die nächste Generation der bewegungsabgeneigten Erwachsenen produziert wird. So werden dicke, kranke Erwachsene gezüchtet, die keine Freude an der körperlichen Bewegung haben! Sind Schulen und Lehrer*Innen sich dieser Verantwortung und ihrer Fehlleistungen eigentlich bewusst?
Wenn Lehrer*Innen und Schulen nach der Leistung der Wissens- und Fähigkeitenvermittlung bezahlt würden, dann wären viele Lehrer*Innen und Schulen bereits pleite.
Was bitte schön treibt eine Person dazu Lehrer*In zu werden, die solche Aussagen von sich gibt? Ist es die Freude an der Zucht und Bestrafung? Oder wird man Lehrer*In weil man sonst nichts kann?
Ich würde mir wünschen, dass nicht nur Fachwissen in die Befähigungs-betrachtung der Personen, die für Wissens- und Fähigkeitsvermittlung an Schulen verantwortlich sind, berücksichtigt werden, sondern vor allen Dingen die Fähigkeit Menschen zu lehren. Denn für mich und ich denke, da spreche ich sicher für viele Eltern, ist es wesentlich ob ein Mensch seinen Job gut macht. Warum dürfen Lehrer*Innen einen schlechten Job machen und das über Jahrzehnte hinweg ohne dass sie reglementiert werden?
Ich bin ausgebildete Wirtschafterin mit Ausbilderqualifikation und unter meinem Zeugnis stand, dass die Ausbilderqualifikation widerruflich ist. Das heißt, wenn ich etwas falsch mache, dann wird mir die aberkannt. Das hat mich gelehrt sehr umsichtig mit meinen Auszubildenden umzugehen. Warum steht so ein Satz nicht auch unter den Staatsexamen von Lehrer*Innen, damit die sich bewusster werden welche Verantwortung sie gegenüber ihren „Kunden“ haben? Denn wenn Lehrkräfte ihre Schüler*Innen nicht als Gegner sondern als potentielle Kunden betrachten würden, denen sie Fähigkeiten und Kenntnisse beibringen müssten und das so gut wie möglich, dann würde vielleicht ein bisschen weniger selbstgerechte Arroganz in Schulen gelebt.
Übrigens wurden wir auch darauf hingewiesen, dass eine Regelblutung nicht als Entschuldigungsgrund für den Sportunterricht zugelassen wird und das, obwohl inzwischen klar ist, dass Periodenschmerzen so stark wie Wehen sein können.
Nun, wenn meine Tochter dann mitten in der Turnhalle zusammenbricht, wegen der Begleiterscheinung Übelkeit, Durchfall usw. dann wird der Lehrer wahrscheinlich behaupten, dass das alles nur Show ist.
Irgendwann wurde mal behauptet, Sport sei gut bei Regelschmerzen. Ja, das stimmt. Aber nur sanfte Sportarten: Nordic walking, Yoga oder Tai Chi. Diese Zusatzinformation hat man natürlich geflissentlich weggelassen, damit das niemand erfährt und man behaupten kann, Mädchen mit Regelschmerzen suchen nur Ausreden.